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Titel: "Wahre Freiheit"

Auf Alu-Dibond hochwertig gedruckt.

 

Höhe x Breite: 80 x 120 cm

(aus einer Ausstellung, mimimale Fehler sind nicht auszuschliessen) 

 

Zu dem Foto: 

 

Auf der Streuobstwiese haben wir den Apfelbaum absichtlich nicht geerntet. Die sehr gut schmeckenden Äpfel wollten wir für Besucher lassen – sie verschenken, so wie der Baum uns beschenkt hat. Es ist unglaublich, welche Farbenpracht sich dann auch noch im Winter entwickelt hat. Die Äpfel waren aber nicht nur gut anzusehen, viele schmecken auch nach den frostigen Nächten immer noch ausgezeichnet, nicht nur mir. Ich machte das Foto Anfang Dezember und auch durch die absolut ungewöhnliche überraschende Farbzusammenstellung eines meiner Lieblingsfotos.

 

Was ich oft übersehe, war mir diesmal wichtig geworden. Warum bringt der Baum Jahr für Jahr so viel Frucht hervor? Oft sind Äpfel in solchen Mengen vorhanden, dass man Angst um seine Äste haben muss. Ähnliches Verhalten an anderer Stelle: Das Veilchen am anderen Ende des Winters, im Frühjahr, beschenkt zuerst die Bienen mit Pollen und etwas später die Ameisen mit einer an den Samen klebenden, wohlschmeckenden Masse. Ameisen tragen die Samen als Vorrat in ihren Bau, und nachdem die süße Zugabe verspeist ist, wird der bereinigte Samen zu sonstigem Müll außerhalb des Ameisenhügels getragen, wo er keimen kann – neue Veilchen entstehen. 

 

Für eine neue Generation von Eichen würde theoretisch eine einzige Eichel reichen. Doch der Eichenbaum verschenkt bis zu 100.000 Eicheln im Jahr und mehrere Millionen im Laufe seines Lebens an die Welt. Warum?

In der Schule und im Studium lernte ich, dies als Erhaltung der Art zu verstehen. Pflanzen verteilen ihre Gaben geschickt, um ihre Vermehrung zu sichern – ein Tauschgeschäft. Doch abgesehen von der erstaunlichen Intelligenz solcher Vorgänge sehe ich keinen direkten Nutzen für die Bäume und das Veilchen, der dieses Verhalten fördern würde. Im Gegenteil – es kostet sie viel Kraft.

 

Diese Leistungen sind nicht selbstbezogen, sie werden eindeutig für andere erbracht, sie werden ohne Gegenleistung verschenkt. Solches Verhalten nennen wir Menschen Großzügigkeit. Das Prinzip, andere zu beschenken, ihnen zu helfen und Gaben weiterzureichen, und selbst als Geschenk für andere nach dem Tod zu enden, zieht sich durch die gesamte Waldgeschichte. Unglaublich, dass wir hier nur biologische Vorgänge sehen und nicht die Großzügigkeit, die scheinbar eine Grundfeder der Schöpfung, der Natur ist. Jeder schenkt und jeder wird beschenkt.

 

In diesem besonderen Punkt sind sich die großen Religionen dieser Welt einig – Großzügigkeit gehört überall zu den unbedingten Empfehlungen. Andere zu beschenken, ihnen zu helfen, die Gaben weiterzureichen, ist in allen Schriften verankert. Und alle betonen auch die positive Wirkung auf die Geber. Wer andere beschenkt, wird paradoxerweise reicher und nicht ärmer. Der Nutzen der Großzügigkeit wird sehr klar im Buddhismus mit gutem Karma erklärt. Salomo beobachtete: „Die freigebige Seele wird gesättigt, und wer andere tränkt, wird selbst erquickt“ (Sprüche 11,25). Im Neuen Testament lesen wir: „Wer reichlich sät, der wird auch reichlich ernten“ (2. Korinther 9,6). Im Islam heißt es: „Und was immer ihr an Gutem spendet, das soll euch voll zurückerstattet werden, und es soll euch kein Unrecht zugefügt werden.“ (Quran 2:272)

 

Bevor Newton die Schwerkraft entdeckte, wussten schon alle, dass die Äpfel zu Boden fallen. Er war nur derjenige, der erklärte, warum das so ist. Vielleicht wird auch in Zukunft jemand das Naturgesetz hinter der Großzügigkeit entdecken. Mir reicht es für heute die Erkenntnis, dass Großzügigkeit hohen persönlichen Nutzen hat. 

Zumindest die Glücksforschung bestätigt die positive Wirkung auf unser Glück: Eine Untersuchung der Universität Zürich mit 50 Teilnehmern (veröffentlicht am 11. Juli 2017 in Nature Communications) zeigte, dass Menschen, die Geld für andere ausgaben, glücklicher waren als diejenigen, die es für sich selbst verwendeten. Spannend finde ich, dass die Höhe des gespendeten Betrags unerheblich für das Glücksempfinden war – selbst kleine Gesten der Großzügigkeit wirkten. Großzügigkeit aktiviert bestimmte Hirnregionen, die mit Belohnung und Empathie verbunden sind, was zu einem sogenannten „warm glow“-Effekt führt.

 

Ich glaube, hier ist eine wichtige Grundlage für ein gutes und erfülltes Leben versteckt. Der Nutzen ist gewaltig. Und es macht mächtig Spaß! Ich verschenke immer wieder Geld, Sachen, gute Worte und Lächeln an Menschen und versuche, hier strategisch und zielgerichtet bei jeder Begegnung den anderen zu bereichern. Unglaublich, aber es ist nicht leicht zu sagen, wer mehr Freude daran hat – ich oder die Beschenkten. Probiere es aus. Lebe großzügig und staune, wie es dir dabei geht.

 

Über den Autor:

Darius Götsch ist Diplom-Forstwirt (Uni), Jahrgang 1966 und lebt am Waldrand in der Nähe von Bamberg.

Neben seinem Bestseller "Im Wald" hat er viele Artikel in Zeitungen und Magazinen und weitere Bücher veröffentlicht.

​Seine Wildlife-Fotos wurden mehrfach ausgestellt, prämiert, in Zeitschriften, Magazinen und eigenen Büchern publiziert und schmücken als edle Drucke auf unterschiedlichen Materialen Büros und private Wohnräume.

 

Der frühere Geschäftsführer und Vorstand mit Verantwortung für bis zu 600 Mitarbeitende bringt heute mit seinem Unternehmen „WaldFührung“ (www.wald-fuehrung.de) und als Redner (z.B. großer europäischer Kongress für Führungskräfte – kcf.de) die Strategien des Waldes in den Berufsalltag der Menschen.

Dabei richtet er sich sowohl an Führungskräfte als auch an das ganze Team und die einzelnen Mitarbeitenden – für mehr Erfolg und Wachstum in Business und Alltag.

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